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Elisabeth Tova Bailey: Das Geräusch einer Schnecke beim Essen, München 2014

14.12.2021, sh

Eine autobiographische Episode im Leben der Autorin scheint sich auf den ersten Blick erstmal nicht in die Rezensionen auf dieser Seite einzureihen. Während die Autorin durch eine Krankheit ans Bett gefesselt ist und mit dem Leben hadert, schöpft sie Lebensmut aus dem Beobachten einer Schnecke. Was das Buch dann aber doch wieder passend für die Nerdhalla-Bibliothek macht, sind das Fragen-geleitete Erkunden des Schneckenverhaltens, die Präzision der Beobachtungen und die im Nachhinein mit den Beobachtungen verwobenen wissenschaftlichen Fakten und Erklärungen – also genau das Vorgehen, was bis heute den naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozess prägt.

Lohnt sich das Buch für Nerds?
Ja, denn die Werte von Nerdhalla werden wie folgt adressiert:

Das Buch ist auch ein Aufruf dazu, das, was wir täglich erleben und unternehmen dürfen, trotz möglicher Unannehmlichkeiten nicht nur als selbstverständlich und normal hinzunehmen sondern auch genau diese „normalen“ Momente wertzuschätzen, weil die Normalität – wie am Beispiel der Erkrankung der Autorin verdeutlicht – viel zu schnell vorbei sein kann.

Den Ausgangszustand bildet ein Gefangensein im eigenen Körper, der nur noch rudimentäre Funktionen vollbringt und beinahe vollständig gelähmt ist, wobei unklar ist, wie lange dieser Zustand möglicherweise anhalten wird. Das, was der Hauptfigur bleibt, sind sehnsüchtige Erinnerungen, eine wahrgenommene Isolation von der Außenwelt und Gefühle von Traurigkeit, Verzweiflung – kurzum existentielle Sinnfragen. In diesem Zustand wird auch die Intention einer guten Freundin hinterfragt: warum sollte sie an einer Schnecke, die diese Freundin ihr in einem Topf mit Veilchen mitbringt, Freude haben? Es folgen überraschende Beobachtungen (z.B. Woher kommen denn über Nacht quadratische Löcher in Postkarten?) und die Routinen der Schnecke beginnen, auch den Tag der Hauptfigur zu strukturieren. Die Hauptfigur sieht, dass auch andere Lebewesen den Tag über ruhend verbringen und die beeindruckende Gelassenheit des Schneckentempos übt einen beinahe meditativen Einfluss aus. Über etwa ein Jahr reift die Erkenntnis, dass die Anwesenheit eines nicht auf den ersten Blick liebenswürdigen Wesens die Einsamkeit reduzieren und sogar zu einem Gefühl des symbiotischen Zusammenlebens führen kann.

Die Leserin erfährt neben bewegenden Einblicken in das Seelenleben einer aus dem vollen Leben gerissenen jungen Frau auch viele fachliche Informationen über das Verhalten und den Körperbau von Schnecken – wer hätte gedacht, dass diese Tiere dutzende nachwachsende Zahnreihen haben, für verschiedene Aktivitäten des Lebens ganz spezifisch zusammengesetzten Schleim (das Elixier des Schneckenlebens!) produzieren oder sich nur mit einem Exemplar mit gleich ausgerichteter Gehäusewindung paaren können, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

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