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Gabor Steingart: Deutschland - Der Abstieg eines Superstars, 14. Auflage, München 2004

19.02.2022, cg

Hinter dem reißerischen Titel verbirgt sich eine nüchterne Beschreibung der politischen Entscheidungen, die Gabor Steingart für die großen Fehler seit Bestehen der Bundesrepublik hält. Und das sind nicht etwa dramatische und glamouröse außenpolitische Aktionen, sondern vor allem die Adenauersche Rentenformel und der von der Lohnarbeit abhängende Sozialstaat.

Der Autor beschreibt, dass in einer Volkswirtschaft echter Wert nur dort entsteht, wo wirklich etwas produziert wird. Dieser Bereich, den er "Energiekern" nennt, schrumpfe in Deutschland seit Jahrzehnten - und nicht zuletzt deshalb, weil der aus ihm finanzierte Sozialstaat ihn zusätzlich aussauge. Diese Klarheit, Dinge ohne Rücksicht auf mögliche Befindlichkeiten das Publikums zu benennen, ist im heutigen politischen Diskurs ungewohnt und kommt oft kaltherzig herüber. Deshalb betont Steingart auch immer wieder, die Menschen, die hinter den volkswirtschaftlichen Kennzahlen stehen, nicht bewerten zu wollen.

Bewertend - teilweise auch sehr persönlich - wird es allerdings, wenn Steingart sich der zur Zeit der Veröffentlichung seines Buches aktuellen politischen Topriege des Landes zuwendet. Um es vorwegzunehmen: Steingart traut den Inhabern höchster Partei- und Staatsämter des Jahres 2004 nicht viel zu. Er macht auch einige politische Prognosen, die durchaus nicht alle eintreffen - aber immerhin bringt er den Mut auf sich festzulegen.

Die Empfehlungen für einen anders finanzierten Sozialstaat am Ende des Buches fallen sehr knapp und vielleicht etwas zu vage aus. Andererseits wären detaillierte Ausarbeitungen an dieser Stelle sowieso verlorene Liebesmüh; denn alle Vorschläge müssten noch intensiv diskutiert werden, würden sie vom Gesetzgeber ernsthaft aufgegriffen. Und vor allem muss und sollte ein sozialstaatliches Regime nicht kompliziert sein. Insofern passen Steingarts Ausführungen zu Nerdhallas Staatstheorie.

Die Sprache des Autors wirkt teilweise sehr konservativ, geradezu altmodisch, wie man sie von einem zwanzig Jahre älteren Mann zwanzig Jahre früher erwartet hätte. Die Inhalte sind jedoch modern und teilweise sogar ihrer Zeit voraus, so zum Beispiel wenn Steingart die Bedeutung von Bildung für eine produktive Volkswirtschaft hervorhebt.

Lohnt sich "Deutschland - Der Abstieg eines Superstars" für Nerds?
Ja, allen Nerd ist dieses Buch, das vom Autor bescheiden als "Aufsatz" bezeichnet wird, empfohlen. Das Literaturverzeichnis dürfte ruhig etwas umfangreicher sein und Quellenangaben im Text wären hilfreich gewesen. Trotzdem erscheint es noch solide recherchiert. In Schieflage geratene Renten- und Sozialpolitik mag ein langweiliges Thema sein, aber es ist unglaublich wichtig für das Wohlergeben unserer Gesellschaft und das Funktioniere unseres Staates. Und wer, wenn nicht wir Nerds, würde sich furchtlos langweiliger Themen annehmen und das auch noch spannend finden?!

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