04.12.2023, cg
Frank Sieren beschreibt mit diesem Buch, dessen Untertitel "Zukunft Made in China" lautet, wie in der chinesischen Metropole Shenzen gelebt, gearbeitet und gedacht wird. Er stellt auf Grundlage von Besichtigungen und Interviews dar, wie die Stadtregierung, die Bürger und die Unternehmen in Shenzen technisch und kulturell neue Wege gehen, verglichen mit denen Deutschland wie ein Entwicklungsland wirkt. Gegliedert nach unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen wie "Wohnen", "Bewegen" und "Chillen" wird für die Leserin vorstellbar, wie aus gewagter Architektur, künstlicher Intelligenz, westlicher Kunst und chinesischer Tradition eine hochinteressante und vielversprechende Mischung zustande kommt.
Eine - vorsichtig ausgedrückt - gewisse Bewunderung des Autors für Shenzen wird deutlich. Trotzdem versäumt er es nicht, mehrfach zu erwähnen, dass die staatliche Überwachung auch im liberalen Shenzen fast überall ist und dass Erfolg dort oft um den Preis der Freiheit erkauft wird. Bei manchen seiner Gesprächspartner merkt Sieren an, dass er nicht sicher sein könne, ob sie das Handeln der chinesischen Regierung aus Überzeugung oder aus Zwang verteidigen.
Lohnt sich "Shenzen" für Nerds?
Ja, es sei denn, sie sind schon sehr gut über Shenzen informiert. Wer aber wie so viele Deutsche bisher nur vage Vorstellungen davon hat, wie man in China lebt und arbeitet, kann mit diesem Buch sehr gut beginnen, diese Wissenslücke zu schließen. Und man kann den in Deutschlands Politik und Medien dominierenden Stimmen, die sich meist sehr kritisch über China äußern, die Meinung eines deutschen Autors entgegensetzen, der in vielen Punkten für China Partei ergreift.