Es gibt einen simplen, wenn auch schwer vorstellbaren Grund, warum das Universum exisitert. Dieser Grund wird hier genannt und damit bewiesen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als dass das Universum existiert.
15.01.2022
Der Antwort auf jede wissenschaftliche Frage müssen klare Definitionen vorausgehen. Was ist also das Universum?
Definition "Universum":
Das Universum sei hiermit definiert als "Alles, was existiert". Diese Definition mag auf den ersten Blick selbstverständlich erscheinen - sie ist es aber nicht. Wäre sie selbstverständlich, hätten Physiker nicht den Begriff des Multiversums eingeführt. Ein Multiversum besteht, so die Vertreterinnen dieser Theorie, aus verschiedenen Paralleluniversen. Parallel seien sie deswegen, weil aufgrund irgendwie gearteter Konfigurationen von Raum und Zeit, Materie und Energie vermutliche keine Informationen zwischen ihnen ausgestaucht werden können. Wenn zwischen unserem Universum und den Paralleluniversen aber tatsächlich keinerlei Informationen ausgetauscht werden und damit keinerlei Wechselwirkungen bestehen können - dann existieren sie für uns effektiv nicht. Sie sind damit bis auf weiteres pure Vorstellung und nur als Gedanken real. Wenn zwischen uns und den Paralleluniversen jedoch irgendeine noch so schwache Verbindung besteht, dann wirken sie sich physikalisch auf unsere Realität, unser Universum aus und sind damit Teil von allem, was existiert. Die in der String-Theorie-Physik gängige Definition unseres Universums in Abgrenzung von Paralleluniversen ist deshalb unscharf. "Universum" heißt dort etwa soviel wie "der dreidimensionale Raum, die wir für gewöhnlich erleben und untersuchen".
Um solche Widersprüche und Ungenauigkeiten zu vermeiden, ist ein wohldefiniertes Universum also Alles, was existiert.
Operationalisierung der Frage nach dem Grund der Existenz der Universums:
Die Frage "Warum existiert das Universum?" ist demnach semantisch äquivalent zu der Frage "Warum existiert Alles, was existiert?" Mit dieser Frage gibt es jedoch ein praktisches Problem: Sie kann so verstanden werden, als müsse man zunächst alles, was existiert, durch Mengendefinition abschließend erfassen, dann eine Menge von Existenzgründen und schließlich eine surjektive Abbildung von den Gründen auf alles Existierende finden. So lohnenswert dieses Unterfangen auch ist, ist sein Ausgang jedoch ungewiss und es würde die Philosophie vermutlich hundert Jahre kosten - ähnlich wie die Mathematik hundert Jahre benötigt hat, um angestoßen von Otto Hölder alle endlichen einfachen Gruppen zu klassifizieren. (Glosauer 2016)
Zum Glück ist es gar nicht nötig, für alles Existierende konkret zu beantworten, warum es existiert. Dies ist eine semantische Doppeldeutigkeit, die daraus resultiert, dass für die hiesige Universums-Definition das Wort "Alles" benutzt wird. Dieses Wort kann als Plural gelesen werden. Deshalb soll hier zunächst eine Vorstufe der Frage "Warum existiert das Universum (Alles, was existiert)?" beantwortet werden, und zwar die Frage "Warum existiert überhaupt etwas?" Diese Frage hat Goethe in "Faust" kurz angerissen, indem er Mephisto sagen lässt: "Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht. Drum besser wärs, das nichts entstünde." (Goethe 1808, Abschnitt "Studierzimmer") Und Wittgenstein sagte in Satz 6.44 seiner Logisch-Philosophischen Abhandlung (hier in der englischen Fassung): "Not how the world is, is the mystical, but that it is." (Wittgenstein 1922, S. 89, Satz 6.44)
Es wird sich zeigen, dass die Antwort auf diese Frage wieder auf den Grund für die Existenz des Universums als Ganzes hinführt.
Warum existiert überhaupt irgendetwas? Wir fragen also zunächst nicht nach unserem konkreten Universum mit seinen realen Eigenschaften, die wir beobachten und berechnen können, sondern nach irgendeinem hypothetischen, vollkommen abstrakten und vollkommen beliebigen Universum. Dieses abstrakte Universum ist das "Etwas" dieser Frage. Es könnte unser erlebbares Universum sein oder auch vollkommen strukturlos- und unterschiedslos mit der einzigen Eigenschaft, dass es existiert. Auch dieses hypothetische Minimaluniversum wäre von der Universums-Definition dieses Artikels abgedeckt; denn ungeachtet der Tatsache, dass es darin niemanden gäbe, der es beobachten könne, wäre es trotzdem Alles, was existiert.
Beweis dass das Universum existieren muss:
Die Antwort auf diese Behelfsfrage, warum überhaupt etwas existiert, ist folgende:
Es existiert ewtas, weil nicht nichts existieren kann. Nichts im Sinne von "ein Nichts" oder "das Nichts" ist ein Konzept, das fast unmöglich mit Gedanken zu erfassen ist. Im Alltag ist mit "nichts" immer die Abwesenheit von etwas Bestimmten gemeint - die Nullquantität, die im Bezug auf einen einzelnen Aspekt des Universum an einem begrenzten Ort während einer begrenzten Zeitspanne auftritt. So kann beispielsweise die Frage: "Wieviel Geld hast du?" mit "Ich habe nichts." beantwortet werden. Oder die Frage "Hörst du das Geräusch?" kann mit "Ich höre nichts." beantwortet werden. Verallgemeinern wir solche Fragen maximal, kommen wir zu der Frage "Existiert etwas?" Diese Frage kann nicht wahrheitsgemäß mit "Es existiert nichts." beantwortet werden - denn es muss mindestens eine bewusste Entität existieren, um die Frage zu stellen oder die Antwort zu geben.
Selbst wenn wir wieder das absolute Minimaluniversum bemühen und annehmen, es bestehe aus purem Nichts - dann würde eben dieses Nichts existieren und damit kein Nichts sein. Nichts und Existenz schließen sich gegenseitig aus. Mehr noch: Das absolute Nichts schließt sich selbst aus. Dies beweist auch Jim Holt unter Berufung auf reine Logik im Prolog seines Buches "Why Does the World Exist?" (Holt 2012)
Deshalb existiert zwangsläufig etwas. Dieses etwas ist ein Universum - und da es nur ein Universum geben kann, ist es genau so zwangläufig unser Universum. Warum das Universum überhaupt existiert, ist damit beantwortet.
Warum es mit den vorhandenen Eigenschaften so und nicht anders existiert - das ist eine andere Frage.
Quellen: