04.04.2020, cg
Dieser Wirtschaftsspionage-Roman spielt in der nahen Zukunft. Die beschriebene Technik ist hochmodern, teilweise gerade noch Science-Fiction, könnte aber schon morgen Realität sein. Der größere Teil der Fiktion ist allerdings politischer und sozialer Natur. Rob Hart beschreibt ein von Umweltzerstörung und Zivilisationskrisen an den Rand einer Apokalypse à la "Fallout" oder "Mad Max" gebrachtes US-Amerika, das de facto von einer großen Firma beherrscht wird. Ähnlichkeiten mit Real existierenden Firmen wie insbesondere Amazon sind rein zufällig.
Die Charaktere sind komplex und weitgehend glaubhaft - und ständig stehen Sie vor schwierigen Entscheidungen: selten dramatisch, aber ständig das Ringen um Richtig und Falsch, ständig das Abwägen zwischen Sicherheit und Träumen.
Mit 350 Seiten hat "The Warehouse" ein angenehmes Volumen. Die Handlung entfaltet sich gut uund wirkt an keiner Stelle künstlich ausgedehnt. Das gilt auch für das leicht an James Bond erinnernde Finale. Darauf folgt jedoch ein Ende, das nicht so recht befriedigt. Aber für eine Geschichte, die auf mehr als "Wer ist der Mörder?" hinausläuft, ein gutes Ende zu schreiben, ist zugegebenermaßen eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, bei der Rob Hart hier immer noch besser abschneidet als viele andere.
Lohnt sich dieses Buch für Nerds?
Ja. Wer sich der beklemmenden Stimmung, die mit dystopischer Literatur fast zwangsläufig einhergeht, aussetzen möchte, bekommt im Gegenzug einen Roman mit Substanz, von dem man sich zum Nachdenken über die eigene Verantwortung als Wählerin und Konsument anregen lassen kann.