27.12.2020, cg
Wie und warum überwachen Firmen ihre Kunden? Wie und warum überwachen Regierungen ihre Bürgerinnen? Wie und warum bespitzeln und sabotieren Staaten sich gegenseitig? Welche Bedeutung hat Privatsphäre und wie lange wird es sie noch geben? Bruce Schneier behandelt diese Fragen auf knapp 300 Seiten unglaublich rund, ausgewogen und angenehm zu lesen. Die über hundert Seiten Quellennachweise und der zwanzigseitige Index kommen noch hinzu.
Der Autor kennt sich mit der Technik, den Gesetzen, der Politik und der Ideengeschichte aus und verwebt alle Informationen aus diesen verschiedenen Kategorien zu einem beeindruckenden, interessanten und besorgniserrenden Bild der allgegenwärtigen Überwachung am Beginn des 21. Jahrhunderts. Das Erklären globaler Zusammenhänge, das Peter Scholl-Latour jahrzehntelang für die analoge Welt übernommen hat, leistet Bruce Schneier mit "Data and Goliath" für die internetbasierte Weltgesellschaft. Dabei sagt er unverblümt seine Meinung, ohne zu verschweigen, dass es konträre Meinungen gibt. Außerdem gönnt er seinen Leserinnen in keinem Moment die Illusion, es gäbe einfache Lösungen. Im Gegenteil: Schneier betont die Verantwortung aller Bürger demokratischer Staaten, sich zu informieren, mit den Mächtigen zu kommunizieren und sich politisch zu organisieren.
Lohnt sich "Data and Goliath" für Nerds?
Ja, und das ist eine Untertreibung. Wer sich für Wissenschaft, Technik, Politik oder Gesellschaft interessiert, sollte dieses Buch unbedingt weit oben auf seine Leseliste setzen. Michael Moore kritisierte 2004, wie "stupid white men" die westliche Demokratie gefährdeten. Bruce Schneier liefert mit "Data and Goliath" das erfreuliche Gegenbeispiel eines weisen (weißen) Mannes.