11.01.2021, cg
Der sechste Band der "Harry Potter"-Serie führt die Leserinnen wieder an nach Hogwarts, dem britischen Gymnasium für Hexen und Zauberer. Auf gut 600 Seiten warten wie aus den früheren Bänden gewohnt jede Menge Mysterien, magischer Schabernack und - quasi nebenbei - ein tödlicher Kampf gegen den mächtigsten und brutalsten Schwarzmagier aller Zeiten und seine skrupellosen Schergen. Wie schon im vorherigen Band erweist das Ministerium für Magie sich als ein komplett nutzloser, semi-korrupter Bürokratenhaufen. Die Schülerinnen und Schüler von Hogwarts haben mit Lernen, Hochschulsport und Teenie-Romanzen eigentlich schon genug zu tun, aber angesichts der Inkompetenz des Ministeriums müssen sie und ihr weiser Schulrektor Dumbledore die Welt vor dem kranken Hass des Lord Voldemort retten.
Die Handlung von "Harry Potter and the Half-Blood Prince" könnte auch als "eine Geschichte fehlgeschlagener Kommunikation" zusammengefasst werden. Harry Potter, der durch den lange zurückliegenden Mord an seinen Eltern mit dem bösen Voldemort verbunden ist, hat sich zu einem impulsiven, dickköpfigen und weitgehend beratungsresistenten Halbstarken entwickelt, der an fast jeder Gelegenheit für ein klärendes Gespräch mit Scheuklappen vorbeitrottet. Und wenn Harry schon mal das Gespräch sucht, enthalten die Erwachsenen ihm konsequent wichtige Informationen vor. In Hinblick auf die Ineffiziente, unehrliche Ministerialbürokratie und das Ausbleiben wichtiger offener Gespräche ist dieser Fantasy-Roman sehr realistisch - so realistisch, dass die Lektüre teilweise geradezu frustrierend wird.
Lohnt sich dieses Buch für Nerds?
Ja. Trotz der genannten anstrengenden Aspekte und einer ganzen Menge kleinerer Ungereimtheiten ist der sechste "Harry Potter" immer noch ein Feuerwerk fantasievoller Einfälle und liebevoller Seitenhiebe auf den Schulalltag, mit dem junge und alte Nerds sich gut an nebligen Wocheneden und dunklen Winterabenden beschäftigen können.