10.08.2021, cg
Mit seinem Buch "Gemeinwohlökonomie" ist Christian Felber etwas gelungen, was nur wenige Autoren für sich reklamieren können: Er hat viele Menschen zum Handeln bewegt. Gemeinwohlökonomie kann inzwischen als eine Bewegung bezeichnet werden - ein loser Zusammenschluss von Menschen, die sich für eine bessere Wirtschaftsordnung auf der Basis von mehr direkter Demokratie einsetzen.
Das Buch beginnt mit einer Kritik der gegenwärtigen kapitalistischen Weltwirtschaftsordnung und der sie flankierenden Wirtschaftswissenschaft. Im Hauptteil des Buches beschreibt Felber dann detailliert seinen Gegenentwurf. Im Schlussteil wird schließlich eine Reihe von Beispielen dafür genannt, wie einige Unternehmen und Gemeinden rund um die Welt bereits gemäß den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie arbeiten. Außerdem gibt Felber Anregungen für alle weiteren Personen, die sich engagieren möchten.
Christian Felber argumentiert weitgehend schlüssig für seine Thesen und Visionen. Zusammen mit seiner klugen und überraschend einfachen Kritik an der gegenwärtigen Mainstream-Theorie kapitalistischer Marktwirtschaft ergibt sich eine höchst überzeugende und mitreißende Lektüre. Mancher Leserin mag die öko-spirituelle Grundeinstellung des Autors, die gelegentlich durchscheint, ein wenig auf die Nerven gehen. Dies ist angesichts der vielen Stärken des Buches aber gut verkraftbar.
Lohnt sich "Gemeinwohlökonomie" für Nerds?
Ja, und das sogar aus zwei Gründen. Erstens ist es ein Buch, das ernsthaft engagierte Weltverbesserer unbedingt kennen sollten - und sei es nur zur Orientierung im öffentlichen Diskurs. Zweitens argumentiert der Autor für bessere Arbeitsbedingungen, unter denen Nerds sich besser als heute - ungestört von manipulativer Karrierepolitik und dogmatischen Pseudo-Erfolgsindikatoren - ihrem Fachgebiet widmen könnten.