02.07.2023, cg
Gerhard Roth hat mit "Bildung braucht Persönlichkeit" ein Buch vorgelegt, in dem er auf der Grundlage seines umfangreichen wissenschaftlichen und praktischen Repertoires der Frage nachgeht, wie Lehren und Lernen mit Rückgriff auf moderne naturwissenschaftliche Gehirnforschung gelingen kann. So lautet auch der Untertitel (der hier rezensierten Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung): "Wie Lernen gelingt".
Der Untertitel ist jedoch etwas irreführend; denn der größte Teil des Buches dreht sich um das menschliche Gehirn. Nur in meist relativ kleinen Abschnitten jedes Kapitels widmet Roth sich ausdrücklich der Frage, welche Folgerungen aus neurologischer Forschung für gelingendes Lernen gezogen werden können.
Nur das letzte Drittel der gut dreihundert Seiten hat einen engen Bezug zum Lehren und Lernen. Hier widmet der Autor sich Grundsatzfragen von Erklären und Verstehen, fasst den bildungstheoretischen Diskurs der letzten hundert Jahre sehr effizient zusammen und macht Vorschläge für bessere Bildungswissenschaft und schulische Praxis.
Lohnt sich "Bildung braucht Persönlichkeit" für Nerds?
Ja, allerdings sollten die Leserinnen ein großes Interesse an Grundlagenforschung im Allgemeinen oder Gehirnforschung im Speziellen mitbringen. Wer einen rein praxisorientierten Leitfaden für die eigene Lehr- oder Lerntätigkeit sucht, sollte erst bei Kapitel 10 einsteigen oder gleich ein anderes Buch suchen. Andererseits... Welcher wahre Nerd würde zu ein bisschen Theorie "Nein" sagen?!