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Hanna Fecht: Was für Ghettoschule?!, Berlin 2021

08.08.2024, cg

Wie sieht der Alltag an einem Gymnasium eines sozial schwachen Stadtviertels von Bielefeld aus? Hanna Fecht, Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter blickt gerne auf ihre Zeit als Jugendliche an einer sogenannten "Problemschule" zurück und besteht darauf, dass sie dort viele wertvolle Lebenslektionen gelernt habe, die so manche besser angesehene Schule vermutlich nicht hätte bieten können. Sie steht zu den Fehlern ihrer Schulzeit - sowohl im Sinne von "War dumm." als auch im Sinne von "Regt euch nicht so auf; wir waren praktisch noch Kinder." Und sie zeigt auf, wie in einem vermeintlich schlechten Milieu die Grenzen zwischen Kulturen und Nationalitäten verschwimmen, Konflikte konstruktiv ausgetragen werden und ein Mangel an klassisch-humanistischer Bildung nicht unbedingt ein Kulturverfall sein muss.

Zwei Punkte kommen dabei etwas zu kurz: Zum einen werden die Lebenslektionen, die street smarts, etwas sehr glorifiziert, während die Bedeutung von solider Bildung in z.B. Mathematik und Geschichte etwas geringschätzig behandelt wird. Zum anderen werden gesamtgesellschaftliche Probleme teilweise verharmlost. So wird z.B. die überproportionale Delinquenz junger Männer aus islamischen Kulturen mit keinem Wort erwähnt und es wird der Eindruck erweckt, ein Land wie Deutschland müsse sich doch vernünftig führen lassen, da selbst die Jugendlichen die Probleme ihrer Schulklasse in den Griff bekämen. Aufmerksame Leser bekommen mit, dass letzteres auch in Hanna Fechts Schulkarriere mitunter nur dank der Hilfe von außergewöhnlich talentierten und engagierten Lehrerinnen gelungen ist - und keineswegs nur durch die Selbstheilungskräfte der Brackweder Mischkultur.

Lohnt sich "Was für Ghettoschule?!" für Nerds?
Ja. "Was für Ghettoschule?!" ist eine lockere autobiographische Ansammlung von Anektdoten, anhand derer die Autorin durch ihre Schulzeit führt. Für Leserinnen, deren Schulzeit schon länger zurückliegt oder die auf eine vergleichsweise elitäre Schule mit mehrheitlich deutschstämmiger Schüler- und Lehrerschaft gehen oder gingen, bietet das Buch einen interessanten Einblick in den Alltag stark migrantisch geprägter Unter- bis Mittelschichtmilieus. Um den Charakter, die Herausforderungen und auch die Chancen der heutigen deutschen Gesellschaft zu erfassen, ist diese Lektüre sehr wertvoll.

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