20.12.2024, cg
Mit Harald Lesch und Klaus Zierer haben sich zwei recht unterschiedliche Autoren zusammengetan, um "Gute Bildung sieht anders aus" zu schreiben. Der Physiker Harald Lesch ist ein deutscher Fernsehstar, der schon vor Zuschauern mehrerer Generationen doziert, analysiert, experimentiert und philosophiert hat. Klaus Zierer ist ein über seine Fachwelt hinaus wenig bekannter Erziehungswissenschaftler. Zusammen legen sie auf knapp 180 Seiten dar, was sich ändern muss, damit Deutschland wieder ein gutes, den Herausforderungen unserer Zeit angemessenes Schulsystem bekommt. Dabei adressieren sie Lehrpläne, Lehrer, Schule, Schulsystem, Unterricht, Eltern und Schüler. Alle Beteiligten, so Lesch und Zierer, können und müssen sich ändern und so einen Beitrag leisten.
Bis auf wenige Ausnahmen ist das Buch nicht auf Behauptungen und Meinungen beschränkt, sondern anständig mit Verweisen auf empirische Studien ausgestattet. Nur selten entsteht der Eindruck, dass hier zwei Herren fortgeschrittenen Alters sich bei einer Runde "Früher war alles besser." entspannen. Der Argumentationsstil erinnert ein wenig an das Agile Manifest: In jedem Teilkapitel wird eine weniger-mehr-Dichotomie aufgestellt, wie zum Beispiel "Weniger Beamtentum, mehr Visionäre" und "Weniger drinnen, mehr draußen". Das deutet an, dass die Autoren das deutsche Schulsystem nicht umwerfen, aber seine Prioriäten erheblich ändern möchten.
Lohnt sich "Gute Bildung sieht anders aus" für Nerds?
Ja; es ist eine empfehlenswerte, leicht zu lesende aber trotzdem relevante aktuelle Lektüre. Expertinnen in aktueller Bildungsforschung werden jedoch wenig Neues erfahren. "Gute Bildung sieht anders aus" ist eine Mischung aus populärwissenschaftlichem Sachbuch und bildungspolitischer Stellungnahme, aber kein Forschungsbeitrag.