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Von Putin lernen - nicht nur zynisch gemeint

Der russische Überfall auf die Ukraine ist schon wieder eine schmerzliche Lektion für die Wertegemeinschaft des Westens. Nerdhalla gibt die Hoffnung nicht auf, dass wir daraus lernen - damit das Leid der ukrainischen Mitmenschen nicht völlig folgenlos bleibt.

02.04.2022

Ein Versprechen vorweg: Der wenig erfreulichen Überschrift dieses Sagakapitels zum Trotz wird es wie immer bei Nerdhalla um Hoffnung und Chancen gehen. Nur der Anlass ist zum Heulen.

Der Fall Afghanistans an die Taliban ist gerade ein halbes Jahr her, da überfällt Russland die Ukraine. Der folgende Krieg bringt unermessliches Leid mit sich und verursacht Schäden in Milliardenhöhe. Und nebenbei haben wir die Corona-Pandemie immer noch nicht im Griff.

Machen wir uns eines klar: All das passiert nicht einfach. Entrechtung von Frauen in Afghanistan, zerstörte Städte in der Ukraine und Tausende Corona-Tote allein in Deutschland - alles Konsequenzen menschlicher Entscheidungen. Wir Menschen haben die Wahl. Wir können uns künftig so verhalten, dass solche Dinge nicht mehr passieren.

Eine erste Lektion erteilt uns der russische Präsident Putin unfreiwillig: Angst machen lohnt sich nicht!

Wladimir Putin hat wie alle Diktatoren um sich ein System von Angst und Abhängigkeit geschaffen, das seinen Willen zum Gesetz machen und seine Macht sichern sollte. Der Preis - auch das nichts Ungewöhnliches - war die Wahrheit, die schließlich sogar für ihn unerreichbar wurde. Niemand traute sich mehr, ihm die Wahrheit zu sagen. Und so zerstörte er nicht nur die Ukraine, das Leben vieler russischer Soldaten, millionenschwere Assets des russische Militärs, sondern auch sein eigenes politisches Erbe. Er wollte Russland zur vermeintlichen Größe vergangener Zeiten zurückverhelfen, und nun hat er das restliche Ansehen, das Russland in der Welt noch hatte, auf absehbare Zeit zerstört.

Wir tun Alle gut daran uns zu merken, dass es sich im Zweifel nicht lohnt, Anderen Angst zu machen. Kompromisse, konstruktive Kritik und geduldiges Aushandeln dagegen lohnen sich - im Großen wie im Kleinen.

Die zweite Lektion, die Herr Putin vielleicht lernt, gewiss aber anderen bietet, ist diese: Die Vergangenheit ist unwiederbringbar vergangen. Man kann sie nicht zurückbringen, so sehr man vielleicht auch möchte.

Ein slawisches Großreich, eine Sowjetunion als Gegenmodell zum US-Kapitalismus, ein wohlgeordneter Polizeistaat, eine Welt nach dem Gusto von Patriarchen - was auch immer es früher gegeben haben mag, wird es nie wieder in der Form geben, die Präsident Putin vielleicht herbeisehnt.

Lassen wir das also uns Allen eine Lehre sein. Verschwenden wir keine Zeit damit, uns an Vergangenem festzukrallen, sondern gehen wir mit der Zeit. Das ist nicht damit zu verwechseln, trabantenhaft mit dem Strom des Zeitgeistes zu schwimmen. Gemeint ist ein aufgeklärtes Mitarbeiten am Fortschritt, wobei Tradition durchaus eine Rolle spielen darf. Aber Tradition heißt, das Feuer brennend zu halten - und nicht, die kalte Asche aufzubewahren.

Eine Lektion für westliche Konsumentinnen, die der von Putin initiierte und von vielen Russen willfährig ausgeführte Krieg mit sich bringt, ist die: Strom kommt nicht aus der Steckdose und Essen kommt nicht aus dem Supermarkt.

Natürlich beziehen wir Endverbraucherinnen die Elektrizität aus der Steckdose und unsere Lebensmittel aus dem Supermarkt. Aber was wir nur allzu leicht vergessen ist, wie aufwendig und zuverlässig viele Andere dafür arbeiten müssen, damit immer genug Strom aus der Steckdose kommt und die Regale im Supermarkt immer voll sind. Jetzt, wo die russische Diktatur ihr wahres brutales Gesicht dem Westen in aller Deutlichkeit zeigt, geht bei uns in Westeuropa das Gespenst der Energieknappheit um. Probleme beim Weizennachschub und Hamsterkäufe wiederum räumen teilweise die Supermarktregale leer. Wir wären gut beraten, uns wieder stärker auf Mäßigung und Teilen zu besinnen. Vor allem aber müssen wir uns endlich klarmachen, dass die Probleme der Welt immer zumindest teilweise auch unsere Probleme sind.

Wo ist nun der Aspekt von Hoffnung und Chancen in dieser Aufzählung harter Lektionen? Nun, für uns in Deutschland ist da der Trost, dass der Krieg bisher nicht bei uns angekommen ist und die westlichen Militärbündnisse bis auf weiteres verlässlich erscheinen. Wir haben nach Afghanisten, Corona und anderen Blamagen NOCH EINMAL die Chance erhalten, zu hören bevor wir selbst allzu heftig fühlen müssen (andere mussten es bereits). Wir können jetzt in Deutschland und Europa aufeinander zugehen und die politische, wirtschaftliche und zwischenmenschliche Kooperation auf ein ganz neues, viel wirksameres Niveau bringen.

Nachbarn können zusammenrücken, ihre Sorgen und Autos teilen. Eltern und Lehrerinnen können ihre profilneurotischen Streitigkeiten beilegen und zum Wohl der Kinder an einem Strang ziehen. Kollegen in Betrieben können die Intrigen sein lassen und zum gemeinsamen Firmenwohl freundlich-professionell zusammenarbeiten. Familien können innerhalb Deutschlands Urlaub machen und so ihre Mitbürger von Flenburg bis Bad Tölz besser kennenlernen. Wir alle können uns in Vereinen und anständigen politischen Parteien organisieren, um dieses Land voranzubringen und lebenswerter zu machen. Wir können uns aufgeschlossen und tolerant zeigen, unsere Gemeinsamkeiten kultivieren und unsere Unterschiede zur Bereicherung erklären. Und natürlich - das muss bei Nerdhalla immer kommen - können wir unsere Freizeit in Bildung von Shakespeare bis Informatik investieren, um Wirtschaft und Forschung zu stärken.

Wenn wir das tun, werden wir in wenigen Jahren zu einem starken Land, einer aufgeklärten Nation und einem Leuchtturm von Freiheit und Fortschritt. Ein solches Land bekäme die Energiewende locker in den Griff und hätte es nicht mehr nötig, Öl und Gas von korrupten Folterdiktaturen zu beziehen. Ein solches Land würde sich Freunde in der ganzen Welt machen und Nachahmer inspirieren.

Es braucht gar nicht so viel, um positive Kettenreaktionen in Gang zu setzen. Nur erscheint der erste Schritt leider so fremd, so ungehörig, dass Wenige sich trauen, ihn zu machen. Wir haben aber nicht mehr ewig Zeit. Fangen wir deshalb gleich heute an!



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