Nerds leisten Viel, was inzwischen auch gelegentlich öffentliche Anerkennung findet. Aber ein Beitrag der Nerds, von dem Alle profitieren, wird oft übersehen - und überhört.
02.05.2022
Nerds haben das Image des ungewaschenen, sozial unfähigen Computerfreaks inzwischen teilweise abgeschüttelt. Außerdem erkennen die Mitmenschen die Bedeutung von Denkern und Tüftlerinnen heute wieder mehr als noch am Ende des 20. Jahrhunderts, als man vornehmlich Manager, Sportler und Showstars anhimmelte. Ein Highlight für alle Nerds weltweit war, wie NASA-Techniker Bobak Ferdowsi im Jahr 2012 nach der erfolgreichen Landung von "Curiosity" auf dem Mars zur Web-Sensation und zum Frauenschwarm wurde. Die Botschaft, dass schlau und sexy zusammenpassen, fasste damals wieder ein bisschen mehr im öffentlichen Bewusstsein Fuß.
Auch dem Virologen Christian Drosten wurde ein für Akademiker ungewöhnlicher Ruhm zuteil, als eine Berliner Punkrock-Band 2020 ein Lied über ihn und seine Arbeit gegen Coronavirus und Bild-"Zeitung" schrieb.
Abseits von wissenschaftlichen Pioniertaten gibt es aber noch einen gesellschaftlichen Beitrag, den wir Nerds leisten. Dieser geschieht völlig unbemerkt, was genau seiner Natur entspricht:
Nerds stören nicht. (Ja, genau das ist der Beitrag.)
Unsere Aktivitäten machen meistens keinen Lärm, verbreiten keine Gerüche und nehmen wenig Platz in Anspruch: Nerds lesen, schreiben, malen, zeichnen, rechnen, programmieren, basteln, denken nach, spielen Brett- und Computerspiele, gehen spazieren und wandern.
Was machen die unnerdigen Mitmenschen dagegen? Wenn sie nicht arbeiten müssen, besuchen sie Konzerte, Parties und Sportwettkämpfe, spielen Fußball, fahren Motorrad und ernähren sich von April bis September gerne von geruchsintensiv auf dem eigenen Balkon oder im eigenen Garten hergestellten Grillgut. Diese Zerstreuungen der Durchschnittsbürgerinnen stellen für Andere, die gerade nicht beteiligt sind, oft eine Belästigung dar - natürlich ohne böse Absicht.
Wir Nerds dagegen gehen unseren Hobbies leise nach und brauchen dafür weder Sportstadien noch Festwiesen. Man hört und riecht es meist nicht, wenn Nerds am Werk sind.
Dies ist nun kein Appell, Fußball und Parties abzuschaffen. Aber es ist der an die Allgemeinheit gerichtete Wunsch, das unauffällige und unaufdringliche Verhalten der Nerds zu registrieren und anzuerkennen. Wir ertragen bereitwillig die von Anderen manchmal ausgehenden Störungen, stören aber im Gegenzug nicht. Wenn Nachbarn an einem Samstagabend laut feiern, müssen wir Nerds um unsere Konzentration kämpfen. Wenn wir aber am frühen Sonntagmorgen schon wieder am Computer sitzen, können die Nachbarn trotzdem in Ruhe weiterschlafen.
Vielleicht - nur ein Vorschlag - nehmt ihr Nichtnerds auch mal wieder ein Buch zur Hand, belegt einen Kurs auf Udemy oder geht eine Runde an der frischen Luft spazieren. Und wer weiß: Vielleicht kommt ihr ja auf den Geschmack. Der nerdige Way of Life macht mehr Spaß als Viele glauben.