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Bravo Noa

Noa (25) aus Hamburg ist für die vier-Tage-Woche, weil er neben dem Beruf dann mehr Zeit für politisches Engagement und Weiterbildung hätte. Nerdhalla sagt 'Bravo'. Und Erich Fromm wäre auch stolz.

02.05.2023

Der Norddeutsche Rundfunk NDR betreibt seit einigen Monaten eigene Umfragen zu aktuellen Themen, an denen sich wiederholt Tausende beteiligen. Interessierte können sich unter https://www.ndrfragt.ndr.de/h/s/60snWWfRu917k8bru0spqV als Teilnehmerinnen registrieren.

Die letzte Umfrage drehte sich um die vier-Tage-Woche. Laut den Umfrageergebnissen, die der NDR unter https://www.ndr.de/ndrfragt/Umfrage-grosse-Mehrheit-fuer-Vier-Tage-Woche,ergebnisse1192.html zusammenfasst, sind viele Teilnehmer für die vier-Tage-Woche.
Natürlich gibt es auch einige Skeptiker. Insbesondere zum Szenario der vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich muss natürlich die Frage gestellt werden, wie sich das bezahlen lässt oder wie es sich in der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung niederschlägt. Die Antwort auf diese Frage hängt stark davon ab, was die Leute mit mehr Freizeit tun würden. Würden die Meisten von uns einfach einen Tag mehr Fernsehen, wäre nichts gewonnen. Würden Viele einen Tag mehr pro Woche so produktiven (Man entschuldige bitte den Sarkasmus!) Hobbies wie Shopping in der Mall oder Latte-Macchiato-Schlürfen auf der Promenade frönen wollen, stellte sich die Frage, wer trotz reduzierter Arbeitszeit all diese Kundinnen bedienen sollte.

Aber zum Glück gibt es in Deutschland nicht nur die oberflächlichen Zeitvertrödler und Geldverschwender - sondern es gibt auch noch Noa aus Hamburg. Der 25jährige Umfrageteilnehmer wird vom NDR folgendermaßen zitiert: "Ich hab' Lust mich politisch zu engagieren, mich weiterzubilden, mehr zu lernen in meiner Freizeit. Aber wenn ich dann endlich um 18:30 zu Hause ankomme, koche ich was und danach bin ich immer schlichtweg zu müde."

An dieser Antwort kristallisiert sich unglaublich viel Weisheit: Unsere Volkswirtschaft ruht einseitig auf gewinnorientierter unternehmerischer Tätigkeit und der Sozialstaat auf sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Der Wert einer Tätigkeit wird dabei in angebot- und nachfrageorientierten Preisen gemessen. Was der Inhalt der Tätigkeit wirklich wert ist, spielt bisher eine sehr untergeordnete Rolle - gut erkennbar auch daran, dass Kindererziehung, Haushaltsführung und familiäre Pflege lange Zeit überhaupt nicht als "Arbeit" bezeichnet und volkswirtschaftlich ignoriert wurden.

Mit dem, was Noa aus Hamburg tun will - nämlich sich neben der Erwerbsarbeit weiterzubilden und sich politisch zu engagieren - verhält es sich ähnlich. Beides ist für den langfristigen Erfolg einer Gesellschaft enorm wichtig - wichtiger als viele gut bezahlte "Bullshit-Jobs". Noa hat offenbar den gedanklichen Schritt gemacht, den Erich Fromm als ein Zeichen reifer Persönlichkeiten bezeichnet: nicht nur Freiheit von etwas Schlechtem anzustreben, sondern Freiheit zu etwas Besserem. (Vergleiche diesen Artikel von Christof Goddemeier aus dem Jahr 2005: https://www.aerzteblatt.de/archiv/46264/Erich-Fromm-Die-Furcht-vor-der-Freiheit).

Nerdhalla sagt "Bravo" und wünscht Noa viel Glück und Kraft, um mit oder ohne vier-Tage-Woche seine Ziele zu verfolgen.



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